Montag, Mai 31, 2010

Altes Tagebuch,

Ach, wie war ich noch jung und naiv,
Sah mich im Spiegelein an
Es war vor zehn Jahren, lächle ich schief
Jugend, man tut was man kann

Ich malte mir aus, so würde ich wohnen
Ich würde so leben, und so und so sein
Ich meinte noch wirklich man würde mich schonen,
Ich dachte das Große wird klein

Jetzt lese ich dich, bin zehn Jahre älter
Und doch der, der ich einmal war
Denk ich einmal nicht an Lehrergehälter
Gleich ich mir selbst noch aufs Haar.

Immernoch frag ich dich, wer ich denn bin
Immernoch bin ich allein
Immernoch frage ich wo denn, wohin
Immernoch bleibt Kleines klein

Spärlich nur, langsam, erkenn ich die Art
Wie sich dann doch alles wandelt
Bin ein ganz Andrer, trage jetzt Bart
Ein Mensch der verantwortlich handelt

Mein Blick auf die Welt, im Winkel, im Weiten
Mein Gott mir noch größer und näher
Mein Idealismus, die Lust mich zu streiten
Mein Zorn nun gerecht, jedoch jäher



Für Ingi. Dieses Gedicht ist (mindestens) fünf Euro wert! Habe es als alternative Wettschuld eingelöst statt einem Fünfer, weil ich es nicht schaffte, Pfefferminztabs durchs Zimmer in einen Teelichthalter zu schmeissen. Gute Wette. Daktylus und das Thema "Wie sehe ich mich in zehn Jahren" waren vorgegeben.

Montag, Mai 17, 2010

Begegnung der 3. Art

Sie - ich.
Aus der U - Bahn
Sonnenbrille am Ende des Tunnels
Auch ich - verspiegelt
Auf halber Treppe
Ein Missverständnis.

Sie - ich.
Wir lächeln nicht uns an,
Jeder sieht Selbst
Im anderen Auge
Eng aneinander
Vorbei.

Sie - ich.
Ein Luftzug
Textile Intimität
Vielleicht banal,
Weil absichts-
Und folgenlos.

Sie - mich.
Nur ein Moment
Kein Gedanke,
Kein Blick zurück,
Großstadtgeflüster,
Romantisch wie Döner